Das Ohr

Im Ohr sitzen zwei sehr wichtige Sinnesorgane des Menschen: das Hör- und das Gleichgewichtsorgan. Anatomisch wird das menschliche Ohr in drei Bereiche aufgeteilt: das Außen-, das Mittel- und das Innenohr. Jeder dieser Bereiche hat seine ganz eigene Funktion und trägt somit entscheidend dazu bei, dass Geräusche, die uns umgeben, richtig aufgenommen und verarbeitet werden können. Dabei ist das Ohr sehr sensibel und nimmt bereits leiseste Geräusche oberhalb der Hörschwelle wahr. Ab 130 Dezibel, also etwa ab der Lautstärke eines Düsenflugzeugs, gelangt das Ohr an seine Schmerzschwelle: Es wird überreizt und kann Schaden nehmen. Grundsätzlich nimmt das menschliche Gehör Töne mit einer Frequenz zwischen 20 und 20.000 Hertz wahr.

Aber nicht nur als hochsensibles Hörorgan fasziniert das Ohr, es ist zudem maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich Menschen im dreidimensionalen Raum orientieren und so ihr Gleichgewicht halten. Wie genau das Ohr als Hör- und Gleichgewichtsorgan aufgebaut ist und funktioniert, erfahren Sie hier:

Das Außenohr

Zum Außenohr gehört fast alles, was vom Ohr von außen sichtbar ist. Das sind die Ohrmuschel, das Ohrläppchen und der äußere Gehörgang. Die Ohrmuschel, die vollständig aus Knorpel besteht, hat dabei eine wichtige, nicht zu unterschätzende Funktion: Mit ihrer Hilfe kann man herausfinden, aus welcher Richtung ein Schall kommt, den man als akustisches Signal wahrnimmt. Mit ihren vielen Erhebungen und Vertiefungen dient die Ohrmuschel, in Fachsprache auch Auricula genannt, als akustischer Resonator, der – je nachdem, aus welcher Richtung die Geräusche kommen – unterschiedlich angeregt wird. Auf diese Weise wird dem Gehirn vermittelt, ob der Schall von oben, unten, hinten oder vorne kommt. Anders als viele Säugetiere, die ihre Ohrmuschel nach der jeweiligen Schallquelle ausrichten, kann der Mensch diese jedoch kaum bewegen.

Ebenfalls zum Außenohr gehört der äußere Gehörgang, durch den der aufgenommene Schall zum etwa 0,1 Millimeter dicken Trommelfell geleitet wird. Dieses wird durch die auftreffenden Schallwellen, vergleichbar mit einer Trommel oder Pauke, in Schwingungen versetzt und ist dabei sehr sensibel. Risse (Rupturen) oder Perforationen können an dieser Stelle durch plötzliche Druckschwankungen entstehen, die beispielsweise beim Tauchen, Fliegen oder bei Explosionen auftreten. Aber auch die Reinigung mit Wattestäbchen oder anderen Fremdkörpern kann das Trommelfell verletzen. Deshalb wird dazu geraten, diese wenn überhaupt nur zum vorsichtigen Reinigen der Ohrmuschel zu nutzen.

Oft ist eine Reinigung des Ohrs gar nicht nötig: Drüsen im äußeren Gehörgang produzieren ein Sekret, das Ohrenschmalz, dass das Ohr vor dem Eindringen von Fremdkörpern und Bakterien schützt. Diese werden dank feiner Haarzellen, die sich beim Kauen bewegen, wieder nach draußen befördert. Mit seinem Ohrschmalz, auch Cerumen genannt, säubert sich das Ohr also selbst. Entfernt man es mit Wattestäbchen, schadet man dem Ohr daher mehr. Ist der Schutzfilm erst einmal zerstört, ist der Gehörgang oft anfälliger für Reizungen. Ohrentropfen aus reinem Glycerol, wie z. B. Otodolor®, können dabei helfen, den Gehörgang vor Reizungen zu schützen, indem sie das Ohr pflegen und erneuten Ohrenschmerzen vorbeugen.

Das Mittelohr

Zwischen dem Außen- und dem Innenohr befindet sich das Mittelohr, auch Auris media genannt. In diesem Teil des Ohrs befinden sich die kleinsten Knochen des menschlichen Körpers: Hammer, Amboss und Steigbügel. Der Hammer ist mit dem Trommelfell verwachsen. Durch die winzigen Gehörknöchelchen, Bänder und Muskeln entsteht ein System, mit dem die Schwingungen des Trommelfells auf das Innenohr übertragen werden. Außerdem muss das Signal, das am Trommelfell ankommt, deutlich verstärkt werden, da sich der Schall im Innenohr nicht in Luft, sondern in Flüssigkeit ausbreitet und somit auf mehr Widerstand trifft.

Ebenfalls zum Mittelohr gehört die Eustachische-Röhre, auch Ohrtrompete genannt. Diese Röhre ist bei Erwachsenen circa 3,5 Zentimeter lang und verbindet das Mittelohr mit dem Nasenrachen. Die Ohrtrompete erfüllt eine wichtige Funktion: den Druckausgleich. Wenn der Mensch gähnt oder schluckt, gleicht sich der Druck im Mittelohr so automatisch dem Druck im Nasenrachenraum an. Dieser Druckausgleich kann zusätzlich aktiv vom Menschen herbeigeführt werden, indem er sich die Nase zuhält und durch diese auszuatmen versucht. In diesem Fall sorgt die Eustachische-Röhre dafür, dass der Druck des Mittelohrs dem Druck der Außenluft (oder des Außenwassers) entspricht. Ohne einen solchen Druckausgleich würde es zu schweren Schäden am Trommelfell kommen. So würde es sich bei zu großem Druckunterschied in die eine oder andere Richtung wölben und schlimmstenfalls platzen, was extrem schmerzhaft ist.

Da das Mittelohr z.B. bei Erkältungen direkt über den Nasenrachenraum aus von Bakterien angegriffen werden kann, zählen Mittelohrentzündungen, in der Fachsprache Otitis media, zu den häufigsten Erkrankungen, die das Ohr betreffen. Besonders Kinder leiden häufig unter Entzündungen dieser Art, weil ihre Eustachische Röhre noch nicht so lang ist wie bei Erwachsenen. Bakterien gelangen durch die kürzere Röhre schneller in das Mittelohr, wodurch sich die Gefahr einer Erkrankung erhöht.

Das Innenohr

Schließlich gibt es noch das Innenohr, das aus der Hörschnecke (lat. Cochlea) und dem Gleichgewichtsorgan, auch Vestibularapparat genannt, besteht. Letzteres sorgt mit seinen drei Bogengängen und gemeinsam mit den visuellen Eindrücken des Auges für eine dreidimensionale Orientierung des Menschen im Raum und nimmt Geschwindigkeits- oder Positionsänderungen wie zum Beispiel beim Drehen des Kopfs wahr.

Der Knochen, der das Innenohr umgibt, ist neben dem Zahnschmelz das härteste Material im gesamten menschlichen Körper. Schallwellen werden vom Mittelohr durch das sogenannte „ovale Fenster“ und das „runde Fenster“ an das Innenohr und schließlich über den Hörnerv an das Hörzentrum (auditorischer Cortex) des Gehirns weitergeleitet. Hier werden sie in Informationen umgewandelt, die das Gehirn dann verarbeiten kann.

Eine Erkrankung des Innenohrs kann besonders schwerwiegend und schmerzhaft sein. Oft bleibt diese auch sehr lange unentdeckt. In vielen Fällen kommt es zu einem plötzlich auftretenden einseitigen Hörsturz, der mit Ohrgeräuschen ohne äußere Schallquelle, dem sogenannten Tinnitus, oder Schwindelgefühlen einhergeht. Ist dabei ebenfalls das Gleichgewichtsorgan betroffen, kann es zu teils starken Koordinationsstörungen kommen. Schädigungen im Innenohr treten außerdem als Folge von Unfällen oder durch zu lautes Hören von Musik über Ohrstöpsel auf. Um das empfindliche Sinnesorgan nicht dauerhaft zu schädigen und die Gefahr einer drohenden Taubheit zu minimieren, ist es daher ratsam, den Sinneszellen des Ohrs nicht zu viel zuzumuten und ohrenbetäubenden Lärm zu meiden.

Der Aufbau eines Ohrs:

schematische Darstellung eines Ohres

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